vorgesehen für : Donaustrudl
Nr. 170, Juni 2013
nicht veröffentlicht

 

Wie sicher lebt Regensburg?

"Schon wieder Polizei, und noch dazu so viel", dachte sich wohl mancher, der am 4. Mai zwischen Haidplatz und Kohlenmarkt unterwegs war. Dabei war das Großaufgebot von langer Hand angekündigt, schon bei der Vorstellung des Berichtes zur Sicherheitslage für den Präsidialbereich Oberpfalz Anfang März. Denn, das geht aus diesem Sicherheitsbericht hervor, die Lage ist nicht zufriedenstellend. In der landesweiten Kriminalstatistik befindet sich Regensburg "am falschen Ende", wie eine Regensburger Wochenzeitung damals titulierte. Eine Situation, der nicht ausschließlich mit den hinlänglich bekannten Repressionsmaßnahmen begegnet werden kann und soll, sondern die auch nach einem erhöhten Maß an Präventionsarbeit verlangt. Ein Ergebnis dieser Bemühungen war der "Aktionstag Ihrer Polizei – Sicher leben in Regensburg".

Entsprechend vielfältig war das Angebot, nach dem Motto "Für jeden etwas" sollte ein breites Publikum angesprochen werden und waren zahlreiche Highlights geboten. Wer sich schon immer mal am Haidplatz blitzen lassen wollte, konnte das an einer vom THW aufgebauten Cartrampe und hatte die einmalige Gelegenheit, ein amtliches Erinnerungsfoto kostenfrei zu erhalten. Primär den ruhenden Verkehr betrifft ein anderes, gerade in Regensburg sehr präsentes Problem, nämlich das der Autoaufbrüche. Praktisch täglich liest man in den Polizeiberichten von den "Automardern" und Diebstählen aus Kraftfahrzeugen. Für die Kamera des Donaustrudl demonstrierten Beamte der PI Waidhaus anschaulich, wie schnell sich ein geparktes KFZ mit vergleichsweise einfachen Mitteln öffnen lässt. (Foto) Der beste Schutz dagegen ist übrigens, überhaupt erst keine Gegenstände im Auto liegen zu lassen.

Diese und andere Formen der Eigentumskriminalität haben ihre Ursachen unter anderem auch durchaus in sozialen Problemstellungen. Eine davon ist die indirekte Beschaffungskriminalität (vgl. Donaustrudl 156, April 2012), also Straftaten, die zur Finanzierung von Drogenkonsum verübt werden. Und das Problem des Drogenkonsums war Thema einer der zahlreichen Informationsveranstaltungen des Tages. Wer einmal einen Donaustrudl-Redakteur mit einem Tütchen Crystal in der Hand und unter den wachsamen Augen eines Drogenfahnders sehen wollte, konnte dies beim Vortrag "Illegale Drogen" von PHK Christian Pongratz von der PI Furth i.W., der sein Referat mit zahlreichen Asservaten aus seiner Dienststelle anschaulich ergänzte. Gerade im ostbayerischen Raum stellt Crystal ein erhebliches Problem dar. Teilweise schmuggeln schon 14jährige Kinder die Droge aus der Tschechischen Republik ein, in seinem Zuständigkeitsbereich verzeichnet Herr Pongratz in diesem Zusammenhang jährlich ca. 700 Festnahmen, bei einem erschrecken großen Dunkelfeld von ca. 90%. "Gar nicht erst probieren", lautete sein Fazit bezüglich dieser einen rapiden körperlichen und geistigen Verfall hervorrufenden Droge.

Stellvertretend für die vielen weiteren angebotenen Informationsvorträge sei noch EKHK Thomas Gallei, der Leiter des Polizeilichen Staatsschutzes der KPI Weiden genannt, der anschaulich darlegte, dass der typische Rechtsextreme heute nicht mehr einfach nur an Bomberjacke und Springerstiefel erkennbar sei, auch der "Rechtsextremismus in Anzug und Krawatte" sei mittlerweile ein geläufiges Bild. Auch hätten die Rechten viel von den Linken gelernt, denn, so stellt er nonchalant fest, "die Linken sind die etwas Gebildeteren". Einen guten Abschluss des Vortragsprogramms bildete PHK Josef Bachmaier mit seinen Ausführungen zum Thema Gewalt. Die Grenzen in der Beurteilung seien fließend, daher: "Was Gewalt ist, entscheidet das Opfer." Und man müsse nicht Opfer bleiben, es gibt zahlreiche Möglichkeiten, aus dieser Rolle herauszugehen. So bieten Herr Bachmaier und sein Präventionsteam Informationen und Veranstaltungen beispielsweise zum Thema Zivilcourage an, die von jedermann genutzt werden können.

Verbindendes Element der Vortragsreihe war die offene und überaus ehrliche Atmosphäre, die in kleinem Rahmen Raum für Gespräche und Diskussionen mit den Beamten ließ, bei denen auch Kritik ihren Platz fand. Damit war auch das Ziel erreicht, das Polizeipräsident Rudolf Kraus zur Eröffnung formuliert hatte, nicht nur zu informieren, sondern auch informell mit den Bürgerinnen und Bürgern ins Gespräch zu kommen.

Und zum Abschluss hat sich der Berichterstatter noch sein persönliches Highlight gegönnt, nämlich die Diensthundestaffel. Eindrucksvoll die Vorführung, dass der Diensthund nicht nur eine psychologische Wirkung auf potentielle Gefährder hat, sondern, wenn diese Wirkung ausbleiben sollte, auch kraftvoll zubeißen kann.

So ging ein informationsreicher Tag zu Ende, dass er gewirkt hat, das zeigt hoffentlich der nächste Sicherheitsbericht.

 

 


 

[Zurück zum Index]