Erschienen in : Donaustrudl ÖPNV
Nr. 193, April 2015

 

DHMO -- Das unbekannte Gift

Umweltschutz und Umweltzerstörung sind auch soziale Themen, und sind zum Glück aus der Mitte der Gesellschaft nicht mehr wegzudenken. Um so deutlicher machte mir vor einiger Zeit ein Gespräch mit einer guten Freundin, dass hier immer noch viel Aufklärungs- und Handlungsbedarf besteht.

Von der breiten Masse der ökologischen Bewegung bislang unbemerkt, rückt seit kurzem eine allgegenwärtige Chemikalie in das Blickfeld der Umwelt-Wächter.
Dihydrogenmonoxid, kurz DHMO, hat klammheimlich Eingang in unser Alltagsleben gefunden.

Großtechnisch kommt die Chemikalie mit dem komplizierten Namen hauptsächlich als Lösungsmittel in der chemischen Industrie zur Anwendung und findet damit auch ihren Weg in zahlreiche Produkte des täglichen Lebens. Allerdings wird DHMO auch als Kühlmittel, beispielsweise in Kernkraftwerken verwendet. Sowohl bei der Reaktorkatastrophe von Tschernobyl vor nun fast 30 Jahren, wie auch beim Unglück von Fukushima wurde DHMO in großen Mengen in die Atmosphäre freigesetzt, wo es sich um den ganzen Globus verteilen konnte.

Wegen seiner erstickenden Wirkung wird DHMO bereits seit geraumer Zeit und relativ sorglos zur Brandbekämpfung verwendet. Diese Wirkung ist es allerdings auch, von der die größte direkte Gefahr für den Menschen ausgeht, aber dazu später mehr.

Warum aber nun dieser unbeschwerte Umgang mit diesem gefährlichen Stoff?

Die Gefährlichkeit von DHMO wird deshalb unterschätzt, da es rein äußerlich so gut wie keine physiologische Wirkung auf den menschlichen Organismus hat. An der Haut beispielsweise perlt es in seiner flüssigen Form einfach ab und hat durch seine Eigenschaft als Lösungsmittel sogar einen reinigenden Effekt, weshalb es auch in fast allen kosmetischen Produkten wie z.B. Shampoos oder Bodylotions enthalten ist. Durch kleinste Verletzungen, wie man sie sich z.B. beim rasieren oder bei alltäglichen Verrichtungen unbemerkt zuzieht, kann DHMO allerdings direkt in den Blutkreislauf gelangen, wo es sich nachgewiesen negativ auf den Hämatokritwert, also den Anteil der festen Bestandteile im menschlichen Blut, auswirkt.
Das wahre Gefahrenpotential wird allerdings bei der Betrachtung von DHMO als Atemgift deutlich. In die Atemwege aufgenommen, führt es schon in kleinen Mengen zu schweren Hustenanfällen, bei fortgesetzter Aspiration unterbindet es die Sauerstoffzufuhr von den Lungen in das Blut und führt zu einem qualvollen Erstickungstod. Obwohl es keine zentralen Statistiken gibt, gehen zuverlässige Schätzungen davon aus, dass jährlich weltweit zehntausende Menschen durch einatmen von DHMO ums Leben kommen. Das Online-Portal „Wissenschaft-Technik-Ethik.de“ schätzt die Zahl der DHMO-Toten allein für Deutschland auf ca. 600 Opfer pro Jahr.

Eine nicht minder, wenn auch eher indirekt tödliche Wirkung der Chemikalie besteht in ihrem noch nicht vollständig begriffenen Zusammenhang mit der weltweiten Bodenerosion. Fest steht, dass DHMO Mineralstoffe aus dem Erdboden löst und ihn dadurch anfällig für Erosion durch Wind und Wasser macht. Gerade in stark vom Klimawandel betroffenen Regionen geht dadurch wertvolle Ackerfläche verloren.

Wegen des bisher relativ sorglosen Umgangs, und trotz der bekannten Gefahren, ist DHMO weiterhin in der gesamten EU als Lebensmittelzusatzstoff zugelassen, z.B. in Milchprodukten, in zahlreichen Suppen und Säften sowie auch in den bei Jugendlichen beliebten und auch nicht gerade unbedenklichen so genannten Alcopos. Die Erläuterungen hierzu würden allerdings den Rahmen dieses Textes sprengen, ich verweise daher auf den umfangreichen Artikel auf der Webseite DHMO.de

Letztlich hat die Problematik um Dihydrogenmonoxid auch eine unmittelbar lokale Bedeutung. In hohem Umfang mit verursacht durch Flussbegradigungen und die Zerstörung natürlichen Uferbewuchses weisen auch die Donau und ihre Nebenflüsse einen jahreszeitlich stark schwankenden, in den letzten Jahren aber immer weiter gestiegenen Anteil an DHMO auf.
Vor allem in küstennahen Gebieten geht DHMO bereits und aus noch unbekannten Gründen Verbindungen mit anderen giftigen Chemikalien wie Chlor und Natrium ein. Dies betrifft uns noch nicht, mag aber exemplarisch dafür stehen, welches zerstörerische Potential dieser unterschätzten Chemikalie innewohnt.

Weltweit regt sich allerdings bereits Widerstand gegen diesen chemischen Angriff auf unsere Gesundheit.
In Louisville im US-Bundesstaat Kentucky weist bereits die Stadtverwaltung auf großen Warnschildern auf DHMO-verseuchtes Wasser hin (s. Bild), und ebenfalls aus den USA schwappt langsam eine Protestbewegung nach Europa über, die Fast-Food-Ketten und Lebensmittelhersteller darauf verpflichten will, nur noch DHMO-freie Produkte anzubieten.

In vielen deutschen Städten gibt es bereits DHMO-Gruppen. Regensburg hinkt hier noch hinterher, aber vielleicht kann dieser Artikel dazu beitragen, dies in absehbarer Zeit zu ändern.

 

 

Weiterführende Informationen finden Sie auf der Webseite von DHMO.de

 

 

 


 

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