erschienen in : Donaustrudl Natur
Nr. 145, Mai 2011

 

Häusliche Gewalt in Regensburg

"Kriminalität im Regierungsbezirk Oberpfalz erreicht den niedrigsten Stand der letzten 10 Jahre", so ist der "Bericht zur Sicherheitslage" überschrieben, den Polizeipräsident Rudolf Kraus Anfang April der Presse vorstellte. Das statistische Material untermauert diese Feststellung, in fast allen Bereichen sind die Zahlen rückläufig. Eine Ausnahme hiervon stellen die erfassten Fälle häuslicher Gewalt dar. Im Dienstbereich des Polizeipräsidiums Oberpfalz mit ca. 1,08 Millionen Einwohnern stieg diese Zahl von 1000 angezeigten Fällen im Jahr 2008 auf 1162 Fälle im Jahr 2010. Die Statistik gibt noch weitere Zahlen her. In ca. 40% der Fälle ging die Gewalt vom Ehepartner des Opfers aus. Besonders traumatisierend für die Zeugen dürften auch die 28% der Fälle sein, in denen die Gewalttaten in Anwesenheit von Kindern stattfanden. In ca. 30% der Fälle fanden die Taten unter Alkoholeinwirkung statt, dies korreliert mit dem insgesamt hohen Stand der unter Alkoholeinfluss verübten Straftaten, deshalb sei an dieser Stelle auch die mehrfach eindringlich vorgebrachte Bitte von Herrn Kraus wiederholt, nicht nur beim Konsum, sondern auch bei der Abgabe von Alkohol erhöhte Vorsicht walten zu lassen. Immerhin, einem Vorurteil können die Zahlen entgegensteuern, in über drei Vierteln der erfassten Fälle waren die Täter deutsche Staatsangehörige.

Fraglich bleibt dabei, inwieweit die vorliegenden Zahlen repräsentativ sind. Denn bei den erwähnten 1162 Fällen handelt es sich nur um die angezeigten Fälle, das Dunkelfeld ist erfahrungsgemäß sehr hoch. Nach Angaben von Barbara Arendt, eine der Beauftragten für Frauen und Kinder am Polizeipräsidium Oberpfalz, lassen sich hier allenfalls grobe Schätzungen vornehmen, verlässliche Zahlen zum tatsächlichen Umfang häuslicher Gewalt konnte bisher noch keine Studie liefern. Dementsprechend beurteilt Stefan Hartl von der Pressestelle des Polizeipräsidiums den Anstieg als nicht so negativ, wie man vielleicht meinen könnte, sondern sieht darin im Wesentlichen ein Indiz für ein verändertes Anzeigeverhalten. Wo in früheren Jahren noch eher geschwiegen wurde sei nun deutlich die Bereitschaft gestiegen, erfahrene Gewalt auch zur Anzeige zu bringen und nicht mehr länger Opfer zu bleiben.

Opfer häuslicher Gewalt finden Schutz, Hilfe und Beratung bei der Beauftragten der Polizei für Frauen und Kinder unter der Nummer 09 41 / 506 13 33 (Anrufbeantworter) sowie in akuten Bedrohungsfällen unter der Notrufnummer der Polizei 110.

 

 


 

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